L’Ultima Spiaggia
Unser erster Campingplatz lag ungefähr auf halber Höhe der Insel an der Ostküste. Da Sardinien nicht eben klein ist, bedeutete dies immerhin fast 200 Kilometer Fahrt. Da wir aber auch nicht vor 16:00 dort aufkreuzen mussten, konnten wir es recht gemütlich angehen lassen.
Wie wählten auch, von zwei möglichen Alternativen, die weniger kurvenreiche Strecke durch die Berge, um uns erstmal mit den Gegebenheiten des hiesigen Verkehrs vertraut zu machen. In der Tat merkt man am Verhalten der „gegnerischen“ Autofahrer schnell, dass wir uns hier etwa auf einem Breitengrad mit Neapel befinden. Der Süditaliener ist da nämlich etwas eigen. Er schleicht entweder gemütlich dahin oder er überholt und schneidet die Kurven, was das Zeug hält.
Trotzdem war die Strecke hinauf in die Berge der Barbagia dank wenig Verkehr und hervorragend ausgebauter Straße sehr angenehm zu befahren.
Sogar die Raststätten sind hübscher und gemütlicher als bei uns und laden mit leckerem Kaffee zu längerem Verweilen ein.
Eine Abweichung von der Hauptstraße leisteten wir uns aber auf einen Tipp unseres Reiseführers hin doch noch. Über eine unglaublich baufällige Brücke bogen wir auf eine kurvige Zufahrtsstraße zu einem Bergsee ab.
Den hatten wir dann – abgesehen von ein paar Kühen auf dem gegenüberliegenden Ufer – fast komplett für uns. Ein sehr empfehlenswerter Zwischenstopp und erste Gelegenheit unsere Füße zu kühlen.
Eine seltsame kulturelle Eigentheit hier oben in der Barbagia ist auch, dass fast jedes Verkehrsschild von Einschußlöchern durchsiebt ist. Als wären wir im Wilden Westen.
Der weitere Weg zum Campingplatz ging dann ebenfalls recht kurvenreich bergab, aber wir erreichten unseren Campingplatz L’Ultima Spiagga problemlos bis kurz vor vier.
Die erste Reaktion auf unser Mobilheim fiel allerdings eher zurückhaltend aus. Wir hatten schon welche mit besserer Ausstattung und mehr Platz. Aber für vier Tage würde es gehen.
Sehr angenehm war die überschaubare Größe des Campingplatzes, speziell verglichen mit den riesigen Anlagen, auf denen wir am Gardasee schon waren.
Auch der Pool- und Eingangsbereich war sehr nett angelegt. Nur leider hatten die kurzen Entfernungen den Nachteil, dass wir jeden Abend bis elf Uhr ziemlich direkt von der abendlichen Animation beschallt wurden. Die Kinder früher ins Bett zu bringen war also meist ein hoffnungsloses Unterfangen.
Wobei das natürlich auch so ein kulturelles Ding ist. Der Mitteleuropäer träumt davon, dass seine Kinder um acht tief und fest schlafen, und hier beginnt die Kinderdisco überhaupt erst um neun.
Aber nun zum Stand. Wenn man sich schon l’ultima spiaggia schimpft, dann fragt sich der Übersetzer natürlich, ob die ihren Strand für ultimativ halten oder ob er einfach nur das Letzte ist?
Beides ist natürlich falsch. Punktabzug gibt es aber auf jeden Fall dafür, dass es ein Kies- und kein Sandstrand ist. Unser erster Besuch, war auch ausgesprochen windig, was zu einer – für Mittelmeer-Verhältnisse – mehr als beachtlichen Brandung führte. Für die Kinder vielleicht ein bisschen zu stark, aber Papa hatte eine Viertelstunde einen Riesenspaß. Bis die Knie blutig waren.
Die weiteren Tage suchten wir dann, einer Empfehlung unserer Mobilheimnachbarn folgend, einen etwas weiter entfernten Strand auf: die Spiaggia di Cea. Die Zufahrtswege hierhin waren zwar teilweise abenteuerlich und mit Schlaglöchern übersät, aber dafür gab es hier alles, was man sich wünscht: Sand, flaches Wasser und supergemütliche Strandbars. Nur mit den Wellen war es erstmal wieder vorbei.
Das einzige klassische Sightseeing in den ersten Tagen stellte ein kurzer Abstecher ins nahe Arbatax da, um ein bisschen auf den roten Felsen dort herumzuklettern.
Offensichtlich ein klassisches Fotomotiv auf Sardinien.
Ursprünglich hatten wir für die Ostküste auch mehr Aktivitäten geplant, aber eine achtstündige Bootstour zu verborgenen Stränden der Ogliastra Steilküste erschien uns am Ende als viel zu anstrengend und die spannende Schmalspurbahn von Arbatax in die Berge wurde anscheinend genau dieses Jahr eingemottet.
Außerdem war es an den Stränden am Ende halt doch einfach zu gemütlich.
So wie hier beim Abendessen im Strandrestaurant, neben unserem Campingplatz.